Da war es wieder. Dieses gnadenlose Bing des Weckers. Kein sanftes Erwachen mit Sonnenstrahlen auf der Haut, sondern das akustische Äquivalent eines Trittes in den Tag.
Und ich? Springe nicht energiegeladen aus dem Bett. Ich rolle mich raus. Elegant wie ein nasser Waschlappen.
Im Bad stelle ich fest: Die Mascara vom Vortag ist erstaunlich haltbar – vielleicht bewerbe ich mich doch noch als Beauty-Influencerin. Schnell in die Jeans von gestern – die hat sich zwar in der Kniekehle verabschiedet, aber hey: Nachhaltigkeit ist ein Lebensstil.
Tochter sitzt mit der Entschlossenheit einer Bundestagsdebatte vor zwei Schüsseln: Cornflakes oder Brot. Entscheidung unklar. Auto läuft schon. Mein Nervenkostüm auch.
Das Handy bleibt stumm – aus Angst, was es mir mitteilen will. WhatsApp blinkt wie ein schlecht gelaunter Weihnachtsbaum: „Heute Deadline nicht vergessen!“, „Wer bringt die Kuchen zur Kita mit?“
Kuchen? Ich habe nicht mal Brot.
Im Kopf läuft der Vergleichsfilm: Andere Frauen machen Yoga, trinken Smoothies, sehen aus wie frisch gebügelt – und ich? Habe eine Hochsteckfrisur, die nur dank purem Überlebenswillen hält.
Aber weißt du was?
Ich bin da. Jeden Tag. Mit müden Augen, aber offenem Herzen. Und einem ganz eigenen Stil. Auch wenn der manchmal „Jeans von gestern“ heißt.
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